Mixed methods für die Europa-Studien

bearbeitet von: Thomas Weitin

 

Für den Masterstudiengang „Kulturelle Grundlagen Europas“ wurde seit 2008 ein interdisziplinäres Studienprogramm entwickelt, das es erlaubt, Kompetenzen in Kulturtheorie und Kulturgeschichte gezielt fachlich zu vertiefen. Die Anwendungsbereiche reichen von klassisch kulturwissenschaftlichen Gebieten der Literatur- und Medienforschung, über wissenschaftshistorische Fragestellungen bis hin zu soziologischen, politikwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Problemen. Die Herausforderungen eines interdisziplinären Studiums mit dem Anspruch fachlicher Ausbildung wurden durch ein neuartiges Mentoringsystem bewältigt, das individuelle Betreuung mit Teamgeist und Schwarmintelligenz verbindet. Dadurch versteht sich jeder neue Jahrgang des Studiengangs als eine Gruppe mit eigenständiger kritischer Kompetenz, was nicht zuletzt der Weiterentwickung des Programms hilft.

 

Nach sechs Jahren Laufzeit weist der Studiengang „Kulturelle Grundlagen Europas“ die meisten Neueinschreibungen auf Masterebene in den Geisteswissenschaften an der Universität Konstanz auf. In einer Evaluation wurde neben der guten Betreuung durch das Leitungsteam und der Verpflichtung, ein Semester an einer der sieben außereuropäischen Partner-Universität zu absolvieren, die kulturtheoretische Ausrichtung einhellig für gut befunden. Ebenso deutlich wurden Mängel in der methodischen Ausbildung angesprochen. Eine gemeinsame Basis in Kulturtheorie ist innerhalb eines nicht-konsekutiven Master-Studiengangs mit Studierenden unterschiedlicher fachlicher Herkunft und mit unterschiedlichen fachlichen Ausrichtungen in der Berufsorientierung nicht ausreichend. Es bedarf einer methodischen Brückenorientierung, um sowohl klassisch geistes- und kulturwissenschaftliche Europa-Studierende als auch solche mit sozial- und politikwissenschaftlichen sowie wirtschaftswissenschaftlichen Schwerpunkten anzusprechen.

 

Mit Mitteln des „Qualitätspakts Lehre“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird daher die methodische Ausbildung im Studiengang neu standardisiert. Ziel ist es, die im Kernbereich Kulturtheorie/Kulturgeschichte gelehrten qualitativ-hermeneutischen Verfahren mit den in den sozial- und politikwisenschaftlichen Vertiefungsbereichen meist nur ausschnitthaft vermittelten quantitativen Verfahren so zu synthetisieren, dass für die Europa-Studierenden ein Gesamtbild entsteht und sie in die Lage versetzt werden, ihre Studienprojekte und Abschlussarbeiten zu Europa-Themen mit der notwendigen Methodenreflexion anzugehen. Mit der Vermittlung einer Brückenorientierung im Verhältnis von qualitativen und quantitativen Methoden soll die für den Studiengang charakteristische Interdisziplinarität ein Fundament erhalten, das den Herausforderungen im Bereich der Digital Humanities Rechnung trägt.